Solothurner Zeitung, 4.11. 2008 
 
Vom «Tiefgang mit Schlagsaite»
KreuzKultur Neues Programm von «Studer und Stampfli»
Mit ihrem neuen Programm «Tiefgang mit Schlagsaite» füllten die beiden
Solothurner Musiker und Vokalkünstler Rahel Studer und Philipp Stampfli spielend
zweimal den Kreuzsaal. Das Publikum war hingerissen von der enormen Bandbreite
des Gebotenen und den gesanglichen Meisterleistungen dieses besonderen Duos.

JÜRG KÜBLI

Nach den beiden Musiktheaterproduktionen «Beiden klopfte das Herz» und «On the Couch» sind Studer und Stampfli wieder on the road, und zwar diesmal als Band. Mit instrumental durchwegs bemerkenswerten (E-Gitarre) bis hochklassigen (Flügel-)Darbietungen begleiteten die talentierten Sänger ihre eigene Vokalkunst, die sich durch schöne, tragende Stimmen und umwerfende Arrangements auszeichnete.

Beide Künstler überzeugten durch Gelöstheit und Natürlichkeit ihrer Präsenz und Stimmführung. Auch schwierigste Phrasen, Melodien und Harmonien, Soli, Duette und Improvisationen sangen sie mit einer Lockerheit und in einem ungezwungenen Klangfluss, dass es eine permanente Freude war. Die feine und eher leise Art, wie das Duo seine Darbietungen umsetzte, leuchtete gleichsam vor Talent, Können und Professionalität.

Gegurgeltes Intermezzo

Das Programm wurde einmal durch drei Filmmusikmedleys strukturiert, in denen von Ennio Morricone, Doktor Schiwago und Bonanza über Mission Impossible, Casablanca und Eye of the Tiger bis zu Pink Panther, James Bond, Flashdance und Saturday Night Fever eine Reihe von Ohrwürmern mit munterer Fantasie und meist a cappella neu umgesetzt wurden, wobei auch Gurgelintermezzi eingesetzt wurden. Gleich sieben Mal leiteten Textpassagen zu den entsprechenden Gefühlslagen der nächsten Songs über. Dabei interessieren sich «Studer und Stampfli» immer für die grossen Gefühle, wie echt oder künstlich sie auch immer in den Originalversionen daherkommen mögen. Die Texte reichten von einfachen Wortspielereien bis zu philosophisch tiefgreifenderen Gedanken. «Wenn ich 1,85 Meter gross wäre, wie viel mehr könnte ich essen?» Oder: «Wenn ich ein Pferd dabei hätte, wo würde es jetzt stehen?»

Schubert und Nirvana

Mit Geschmack bediente sich das Duo aus der U-Musik der letzten 60 Jahre und zeigte in mehreren Coverversionen auf, dass einem Hit oder einem Evergreen noch bisher unbekannte Qualitäten ab- oder eben hinzugewonnen werden können. Emotionale Ekstasen gab es einige, eine davon bei «Bette Davis Eyes», wo sich Rahel Studer mit inbrünstigem Gesang und leise eingestellter elektrischer Ibanez selbst ein Duett lieferte, das in seiner Intensität an Ellen McIlwaine erinnerte. Nicht mehr zu übertreffen war dann zum Schluss das sagenhafte Duett, in dem Schuberts «Ständchen» mit Nirvanas «Smells like Teen Spirit» vermählt wurde. Dieses alles, und noch einiges mehr, zeigten «Studer und Stampfli» live auf der Bühne. Hingehen, wenn es nicht schon zu spät dafür ist!

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