Vom «Tiefgang mit Schlagsaite»
KreuzKultur Neues Programm von «Studer und Stampfli»
Mit ihrem neuen Programm «Tiefgang mit Schlagsaite» füllten die beiden
Solothurner Musiker und Vokalkünstler Rahel Studer und Philipp Stampfli spielend
zweimal den Kreuzsaal. Das Publikum war hingerissen von der enormen Bandbreite
des Gebotenen und den gesanglichen Meisterleistungen dieses besonderen Duos.
JÜRG KÜBLI
Nach den beiden Musiktheaterproduktionen «Beiden klopfte das Herz» und «On the Couch»
sind Studer und Stampfli wieder on the road, und zwar diesmal als Band. Mit instrumental
durchwegs bemerkenswerten (E-Gitarre) bis hochklassigen (Flügel-)Darbietungen begleiteten
die talentierten Sänger ihre eigene Vokalkunst, die sich durch schöne, tragende Stimmen und
umwerfende Arrangements auszeichnete.
Beide Künstler überzeugten durch Gelöstheit und Natürlichkeit ihrer Präsenz und
Stimmführung. Auch schwierigste Phrasen, Melodien und Harmonien, Soli, Duette und
Improvisationen sangen sie mit einer Lockerheit und in einem ungezwungenen Klangfluss,
dass es eine permanente Freude war. Die feine und eher leise Art, wie das Duo seine
Darbietungen umsetzte, leuchtete gleichsam vor Talent, Können und Professionalität.
Gegurgeltes Intermezzo
Das Programm wurde einmal durch drei Filmmusikmedleys strukturiert, in denen von Ennio
Morricone, Doktor Schiwago und Bonanza über Mission Impossible, Casablanca und Eye of
the Tiger bis zu Pink Panther, James Bond, Flashdance und Saturday Night Fever eine Reihe
von Ohrwürmern mit munterer Fantasie und meist a cappella neu umgesetzt wurden, wobei
auch Gurgelintermezzi eingesetzt wurden. Gleich sieben Mal leiteten Textpassagen zu den
entsprechenden Gefühlslagen der nächsten Songs über. Dabei interessieren sich «Studer und
Stampfli» immer für die grossen Gefühle, wie echt oder künstlich sie auch immer in den
Originalversionen daherkommen mögen. Die Texte reichten von einfachen Wortspielereien bis
zu philosophisch tiefgreifenderen Gedanken. «Wenn ich 1,85 Meter gross wäre, wie viel mehr
könnte ich essen?» Oder: «Wenn ich ein Pferd dabei hätte, wo würde es jetzt stehen?»
Schubert und Nirvana
Mit Geschmack bediente sich das Duo aus der U-Musik der letzten 60 Jahre und zeigte in
mehreren Coverversionen auf, dass einem Hit oder einem Evergreen noch bisher unbekannte
Qualitäten ab- oder eben hinzugewonnen werden können. Emotionale Ekstasen gab es einige,
eine davon bei «Bette Davis Eyes», wo sich Rahel Studer mit inbrünstigem Gesang und leise
eingestellter elektrischer Ibanez selbst ein Duett lieferte, das in seiner Intensität an Ellen
McIlwaine erinnerte. Nicht mehr zu übertreffen war dann zum Schluss das sagenhafte Duett,
in dem Schuberts «Ständchen» mit Nirvanas «Smells like Teen Spirit» vermählt wurde.
Dieses alles, und noch einiges mehr, zeigten «Studer und Stampfli» live auf der Bühne.
Hingehen, wenn es nicht schon zu spät dafür ist!
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